Der Risikoquadrant

Das richtige Money und Risiko Management im Trading

Im heutigen Blog möchte ich mit euch einmal über eines der wichtigsten Themen im Trading überhaupt sprechen: Money Management. Euer Handelssystem kann noch so gut ausgearbeitet sein und in der Theorie profitabel Geld verdienen – wenn ihr nicht  die Regeln des Risiko- und Money Managements beherrscht, dann werdet ihr auf lange Sicht im Trading Geld verlieren. Das ist absolut unausweichlich. Genau genommen soll es uns heute einmal um den Risiko Quadranten gehen. Was das genau ist und warum euch die Theorie dahinter bei der Entwicklung eurer Handelssysteme sehr helfen kann, das erfahrt ihr in diesem Artikel.

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Was ist Risiko Management im Trading?

Im Trading musst Du wissen, wie Du Dein Geld richtig einsetzt und Dich vor allem vor allzu großen Verlusten schützt. Andernfalls wirst Du sehr schnell Probleme kriegen und riskieren, binnen kürzester Zeit Dein ganzes hart verdientes Geld zu verlieren. Beim Risikomanagement geht es darum sicherzustellen, bei jedem Trade immer nur maximal einen bestimmten Anteil Deines Trading Kapitals zu riskieren. Eventuell hast Du ja schon mal irgendwo von der Ein-Prozent-Regel gehört. Viele Trading Theorie Bücher legen Dir ans Herz, pauschal pro Trade immer nur 1 Prozent Deines Kontos zu riskieren. Wenn Du also beispielsweise ein 10.000 $ Konto handelst, dann solltest Du sicherstellen, pro Trade nicht mehr als 100 $ verlieren zu können.

Auch wenn die Ein-Prozent-Regel natürlich ein sehr guter Grundgedanke ist, gehe ich persönlich das Ganze doch etwas individueller an. Jedes Trading System ist anders und sollte daher auch vom Risikoprofil anders gehandelt werden. Bei längerfristigen Swingtrading Systemen mit sehr hohen Trefferquoten ist es aus meiner Sicht völlig okay, auch mal 2 oder 3 Prozent seines Kapitals pro Trade zu riskieren. Bei sehr kurzfristigen Systemen im Daytrading oder gar Scalping würde ich niemals mehr als 0,1 bis maximal 0,5 Prozent riskieren, je nachdem für wie aussichtsreich ich die jeweilige Trading Situation gerade erachte.

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Was ist  Money Management im Trading ?

Während es also beim Risikomanagement darum geht, von vornherein festzulegen, wie viel Geld Du pro Trade einsetzt, geht es beim Moneymanagement darum, im Chart festzulegen, wo sich Dein Einstieg und potentieller Ausstieg in den Trade befindet und entsprechend Deine Positionsgröße zu berechnen. Machen wir mal ein einfaches Beispiel anhand einer Aktie, denn mit Aktien lässt es sich bekanntermaßen leichter rechnen als mit Futures. Wir nehmen uns dafür einmal die Walmart Aktie vor. Für unsere Demonstration bleiben wir dabei und gehen davon aus, dass Du ein 10.000 $ Konto tradest.

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Money Management in der Praxis

Jetzt gehen wir einmal von dem theoretischen Fall aus, dass Dein beliebiges Handelssystem gerade ein Kauf Signal für die Aktie erzeugt hat. Sie steht aktuell bei rund 140 $. Wir gehen jetzt davon aus, dass die Aktie in den nächsten Tagen ihr Hoch aus dem November wieder erreichen wird. Das ist also unser Ziel Preis, auch Target genannt. Nun müssen wir natürlich auch noch eine Stop Loss order platzieren. Dies ist ja kein Investment sondern ein spekulativer Trade, daher müssen wir uns irgendwo absichern und tun dies idealerweise an einem Punkt im Chart, wo wir sagen würden, wir haben uns mit unserer Kauf Einschätzung geirrt und unsere ursprüngliche Trading Idee ist nun nicht mehr gültig.

Hierfür entscheiden wir uns einmal für das Tief vom Dezember. Wenn der Kurs nun also entgegen unserer Erwartungen weiter fällt und dieses Tief unterbietet, wollen wir uns ausstoppen lassen. Unsere Stop Order platzieren wir also hier knapp unter dem Tief bei 135 $. Wie würden die Aktie also für 140 $ kaufen und würden sie im Falle eines Verlustes wieder bei 135 $ verkaufen. Pro Aktie könnten wir also in diesem Fall 5 $ verlieren.

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Risiko pro Trade

Nun möchten wir für diesen Trade einmal die klassischen 1 Prozent unseres Kontos riskieren. Bei 10.000 $ wären das wie gesagt 100 $ Verlustrisiko. Wir müssen nun also ausrechnen, wie viele Aktien wie insgesamt kaufen dürfen, um bei einem Verlust von 5 $ pro Aktie maximal 100 $ mit dem ganzen Trade zu verlieren. Wir rechnen also einfach 100 durch 5 und erhalten 20. Beim Kauf von 20 Aktien könnten wir also maximal 20 mal 5 $, also unsere 100 $ verlieren. Aber lohnt sich dieser Trade überhaupt?

Risiko pro Trade

Risiko 1 %  Kontogröße / maximaler Verlust
= Positionsgröße

 Unser Beispiel:
100 ,- / 5 = 20

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Chance-Risiko-Verhältnis im Trading

Unser potenzielles Ziel liegt ja hier beim Hoch bei 152 $. Dieser Preis liegt also aktuell 12 $ von unserem aktuellen Einstiegskurs von 140 $ entfernt. Mit unserem Trade könnten wir also maximal 12 $ pro Aktie gewinnen und 5 $ verlieren. Im Trading setzen wir nun unsere Chance und das Risiko ins Verhältnis. Daraus ergibt sich das Chance-Risiko-Verhältnis, kurz CRV. Das CRV ist eine der wichtigsten Kenngrößen im praktischen Trading und wird Dein ständiger Begleiter sein.

CRV berechnen

maximaler Gewinn / maximaler Verlust = CRV

Unser Beispiel:
12  / 5   = 2,4

Du möchtest natürlich immer, dass das CRV möglichst hoch ist, da Du dann bei einem Gewinn Trade viel mehr verdienst als Du bei einem Verlust Trade verlierst. 12 ist das 2,4fache von 5. In unserem Trading Beispiel liegt unser CRV also bei 2,4. Das ist ein sehr guter Wert. Als Faustregel kannst Du Dir merken, dass das CRV möglichst immer über 1 liegen sollte. Wenn Du auf lange Sicht mit Deinen Trades bei einem CRV unter 1 landest, also pro Verlust Trade immer mehr Geld verlierst als Du bei einem Gewinn Trade verdienst, dann kannst Du davon ausgehen, dass Du Deine Trades wahrscheinlich zu früh schließt. So ist es wirklich sehr schwierig, Geld zu verdienen, es ist jedoch nicht unmöglich.

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Trefferquote im Trading

Neben dem CRV ist die Trefferquote der zweite Faktor unseres Risiko Quadranten, in dem es uns in diesem Video geht. Die Trefferquote gibt logischerweise an, wie oft Du bei einer bestimmten Anzahl an Trades Geld verdient hast. Wenn Du also beispielsweise 100 Trades absolviert hast und dabei 60 Mal Geld verdient und 40 Mal Geld verloren hast, dann liegt Deine Trefferquote bei 60 Prozent. Das heißt aber noch lange nicht, dass Du im Plus bist. Hier kommt nämlich wieder unser CRV ins Spiel.

Trefferquote berechnen

 100 / Gesamttrades * Gewinnertrades = Trefferquote in %

Unser Beispiel:
100  / 100 * 60 = 60%

Nehmen wir an, Du hast mit jedem Deiner Gewinn Trades 20 $ verdient und mit jedem Deiner Verlust Trades 60 $ verloren. Dann liegt Dein CRV bei 0,33. Deine tolle Trefferquote von 60 Prozent würde nun nicht ausreichen und Du hättest trotzdem unterm Strich Geld verloren.

Andersherum geht es natürlich genauso. Ich kenne viele gute Handelssysteme, die eine Trefferquote von lediglich 30 Prozent haben, aber trotzdem profitabel sind. Ihre CRVs liegen meistens jenseits von 5. Wenn Du mit jedem Gewinn das Fünffache von einem Verlust verdienst, dann reicht eine Trefferquote von 30 Prozent und Du bist am Ende in den schwarzen Zahlen.

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Der Risikoquadrant im Trading 

Neben der Trefferquote und dem Chance-Risiko-Verhältnis gibt es noch zwei weitere Faktoren in unserem Risiko Quadranten: das Risiko pro Trade und die Trading Frequenz. Das Risiko pro Trade beschreibt in diesem Fall nicht, wie viel Geld in absoluter Summe Du pro Trade riskierst, sondern wie weit Du Deine Stop Order in der Regel von Deinem Trade Einstieg entfernt platzierst. Je weiter weg Du sie setzt, Dass Du mehr Geld kannst Du natürlich pro Aktie oder Future verlieren. Du gibst Deinem Trade aber so auch mehr Spielraum.

Die Trading Frequenz beschreibt die Häufigkeit, mit der Du tradest. Je höher die Anzahl der Trades, die Du also im Schnitt innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls umsetzt, desto höher ist die Trading Frequenz. Wichtig ist, dass Du nun verstehst, dass sich all diese vier Säulen unseres Risiko Quadranten immer gegenseitig beeinflussen. Kommen wir mal zurück zu unserem Walmart Beispiel, dann zeige ich Dir, was ich meine.

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 Risiko Quadrant Praxisbeispiel

Setzen wir einmal das Risiko pro Trade und das CRV ins Verhältnis zueinander. In unserer ursprünglichen Trade Idee wollten wir unseren Stop ja hier unten, 5 $ entfernt vom Einstiegskurs platzieren. Jetzt könnten wir natürlich auch deutlich aggressiver an die Sache herangehen und den Stop stattdessen unter dieses Tief vom 20. Dezember 2021 setzen.

Risiko pro Trade und CVR

Risiko pro Trade / Positionsgröße

Risiko 1% / maximaler Verlust = Positionsgrösse

Unser Beispiel:
12 / 2,5
= 4,8

CRV berechnen

maximaler Gewinn / maximaler Verlust = CRV

Unser Beispiel:
12 / 2,5
= 4,8

Der Stop würde dann bei 137,50 $ liegen. Wir könnten also pro Aktie deutlich weniger Geld verlieren. Unser maximales Verlustrisiko liegt nun bei 2,50 $. Entsprechend könnten wir unsere Positionsgröße erhöhen, wenn wir wieder maximal 100 $ riskieren wollen. 100 geteilt durch 2,5 ergibt 40. Wir können nun also mit 40 statt 20 Aktien handeln. Wenn der Kurs unser Target bei 152 $ erreicht, hätten wir nun 480 $ statt zuvor 240 $ verdient. Unser CRV liegt nun nicht mehr bei 12 zu 5 sondern bei 12 zu 2,5, also 4,8. Das klingt doch alles hervorragend und doppelt so gut wie bei der vorherigen Trading Idee, oder?

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Höheres CRV, besserer Trade?

Nicht unbedingt! Höheres CRV bedeutet nicht unbedingt mehr Rendite! Wenn Du Dich nun generell dazu entscheidest, die Stop Loss Orders viel dichter an Deinem Einstiegskurs zu platzieren, dann ist es in der Praxis völlig logisch, dass Du häufiger ausgestoppt wirst. Der Kurs muss ja nun viel weniger weit fallen, damit Du hier einen Verlust Trade erhältst als noch in unserem ersten Beispiel. Ergo hat das bessere CRV und geringere Risiko pro Trade zur Folge, dass auf lange Sicht unsere Trefferquote deutlich fallen wird.

Das kann sogar soweit gehen, dass unser zuvor profitables Trading System nun schlicht und ergreifend kein Geld mehr verdient. Wir hätten das Ganze natürlich auch umgekehrt betrachten können. Wenn wir unser Risiko pro Trade deutlich erhöht hätten und den Stop noch viel weiter entfernt vom Einstiegskurs platziert hätten, dann dürfen wir auf lange Sicht natürlich mit viel besseren Trefferquoten rechnen. Unser Trade hat nun viel mehr Raum und kann viel weiter gegen uns laufen, bevor wir ausgestoppt werden. Dementsprechend wird das seltener passieren.

Auf der anderen Seite verschlechtern wir nun aber natürlich durch die größeren Stop Ranges unser Chance-Risiko-Verhältnis. Der mögliche Verlust wird ja nun im Verhältnis zum möglichen Gewinn immer größer. Du siehst schon: Dein Ziel muss es immer sein, das ideale Verhältnis aus all diesen Faktoren zu finden. Weiter Stop – bessere Trefferquote, aber schlechteres CRV. Enger Stop – besseres CRV, aber schlechtere Trefferquote.

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Trading Frequenz

Unser letzter Faktor ist die Trading Frequenz. Stell Dir vor, Du hast die drei anderen Faktoren richtig austariert und verfügst nun über ein profitables Trading System. So weit, so gut! Jetzt gilt natürlich: Je häufiger Du tradest, desto mehr Geld verdienst Du, völlig logisch. Du musst allerdings aufpassen und darfst natürlich nicht übermütig werden. Wenn Du anfängst, Deine System Regeln zu dehnen oder gar zu brechen, nur um unterm Strich häufiger Trades zu bekommen, dann verfälschst Du damit nicht nur die Statistik Deines Systems, sondern läufst natürlich auch Gefahr, dessen Vorteil komplett kaputt zu machen und am Ende Geld zu verlieren.

 

Achte also darauf, die Trading Frequenz niemals künstlich zu erhöhen. Auch die Trading Frequenz ist übrigens von den anderen Faktoren abhängig. Je enger Du beispielsweise Deinen Stop legst, desto schneller wirst Du in der Regel auch wieder aus einem Trade geworfen. Je schneller Du aus einem Trade geworfen wirst, desto höher ist natürlich die Chance, dass Du schneller wieder ein neues Trading Signal erhältst und einen neuen Trade eingebucht bekommst. Du siehst also: niedrigeres Risiko pro Trade resultiert in höherer Trading Frequenz. Höhere Trading Frequenz resultiert dementsprechend aber auch üblicherweise wieder in niedrigeren Trefferquoten.

Fazit

Die vier Säulen unseres Risiko Quadranten richtig auszutarieren ist gar nicht so einfach. Du solltest Dich aber unbedingt viel damit beschäftigen, um wirklich das Maximum an Erfolg aus Deinem Trading System herausholen zu können. Ich hoffe wir konnten Dir zeigen, wie sehr sich die vier Faktoren gegenseitig beeinflussen. Am Ende ist es natürlich auch eine Typfrage: Tradest Du lieber häufig, kommst damit klar, häufiger zu verlieren und freust Dich dann über den einen großen Gewinner oder ist es Dir lieber, eine höhere Trefferquote zu haben und Du nimmst dafür etwas schlechtere CRVs und größere Verluste in Kauf?

Diese Frage kannst Du natürlich nur für Dich selbst beantworten. Wir hoffen sehr, der Artikel hat Dir gefallen und Du konntest etwas daraus lernen. Wenn Du weitere Tipps und News zu den Themen Geldanlage und Trading an der Börse erfahren möchtest, dann abonniere gern unseren YouTube Kanal. Wir freuen uns, von Dir zu hören!